Am 1. Juli 1942 wurde in Liepāja ein Ghetto eingerichtet, in das alle Juden von Liepāja umziehen mussten. Das war ein geschlossenes Viertel zwischen den Straßen Kungu, Apšu, Dārza und Bāriņu, das man ohne Erlaubnis nicht verlassen durfte und in das die übrigen Bewohner von Liepāja keinen Eintritt hatten. Im Ghetto lebten etwa 800 Menschen, die nach den Massenmorden in 1941 noch am Leben geblieben waren. Die Gebäude waren überbevölkert, die Lebensbedingungen waren schwierig und die täglichen Lebensmittelmengen unzureichend.
Die Ghettogefangenen wurden im Handwerk oder als unqualifizierte Arbeitskräfte eingesetzt. Die Arbeiter sammelten sich jeden Morgen an einer bestimmten Stelle im Ghetto, wo sie dann weiter in Gruppen je nach Arbeitsplatz aufgeteilt wurden. Jeder Gefangene, der das Ghetto verließ, erhielt ein Nummernschild, um zu kontrollieren, ob abends alle zurückgekehrt sind. Zur Arbeit und von der Arbeit wurden die Gefangenen in organisierten Schlangen von hebräischen Gruppenführern geführt. Damit unterschied sich das Ghetto in Liepāja von anderen Ghettos, denn meistens verlangten die Deutschen, dass der Gruppenführer kein Jude ist. Die Gefangenen arbeiteten 16-18 Stunden am Tag und verbrachten dabei die meiste Zeit außerhalb des Ghettos.
Auf dem Ghettogelände gab es auch eine kleine Schule (Beit Midrash), eine Bibliothek und eine kleine Poliklinik.
Das Ghetto wurde im Oktober 1943 geschlossen und alle am Leben gebliebenen Juden wurden in das Konzentrationslager “Kaiserwald” in Riga gebracht.
Auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos in Liepāja wurde ein Gedenkstein mit der Inschrift auf Lettisch gesetzt: “Zwischen den Straßen Kungu, Apšu, Dārza und Bāriņu befand sich vom 1. Juli 1942 bis 8. Oktober 1943 ein Ghetto für die zum Tode verdammten Juden von Liepāja”.